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Vom „Ernte teilen“ zur Solidarischen Landwirtschaft

Die Coronakrise und der Ukrainekrieg zeigen uns Grenzen der globalen Vernetzung auf. Die Frage rückt mehr und mehr in den Vordergrund, woher wir unsere Produkte beziehen und wie abhängig wir von globalen, wirtschaftlichen Verbindungen sind. Anbau von Obst und Gemüse in trockenen Regionen der Welt und damit einhergehender hoher Wasserverbrauch, sowie lange Transportwege sind zwei Beispiele, die ökologisch nicht sinnvoll erscheinen. Demnach werden vor Ort erzeugte Produkte wieder wichtig. Das Projekt der „Solidarischen Landwirtschaft“, kurz: „Solawi“ kann eine Möglichkeit sein, diesen Problemen im Kleinen eine Antwort zu geben.  Hinter der Solidarischen Landwirtschaft verbirgt sich die Idee, die landwirtschaftliche Produktion und den Verbraucher so nah wie möglich zusammen zu bringen. Die erzeugten Lebensmittel werden nicht mehr über den Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Verbraucher*innen mit organisiert und finanziert wird.

Die Verbraucher*innen, auch Ernteteiler*innen genannt, verpflichten sich im Voraus für ein Jahr, einen bestimmten von ihnen selbst festgesetzten monatlichen Betrag an die Landwirtin zu zahlen. In einer sogenannten Bieterrunde schreibt jede/r Ernteteiler*in geheim auf einen Zettel seinen monatlichen Betrag, den sie/er bereit ist, zu zahlen. Eine Orientierung gibt im Vorfeld eine Kalkulation der Landwirtin, die die Jahreskosten errechnet hat. So sollen möglichst viele Menschen ungeachtet ihrer wirtschaftlichen Situation teilnehmen können. Jede Woche gibt es dann eine Gemüsekiste, die im Schnitt eine vierköpfige Familie ernährt. Wer keine ganze Gemüsekiste beziehen kann oder möchte, sucht sich weitere Interessenten, mit denen sie/er sich eine Kiste teilt.

Die Ernteteiler*innen teilen sich auch das Risiko, das die landwirtschaftliche Produktion mit sich bringt, z.B. schlechte Ernte auf Grund von Witterungsbedingungen, Krankheiten, Schädlingen. Die Solawi ist daher eine Strategie für eine lebendige, verantwortungsvolle Landwirtschaft, die zum einen solidarisch gegenüber den in der Landwirtschaft Arbeitenden ist, in dem die Beiträge deren Existenz sicherstellen und sich die Teilnehmer*innen gemeinsam das Ernterisiko teilen. Zum anderen ist es durch die frei gewählten Beiträge auch solidarisch untereinander, in dem manche mehr und manche weniger geben können. Eine Solawi leistet somit einen essenziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung.

Durch regelmäßig stattfindende Treffen bekommen die Menschen einen direkten, transparenten, persönlichen Kontakt zum Betrieb und sie eröffnen die Möglichkeit, seinen Erfahrungs- und Wissenshorizont über den Anbau und die Herstellung von Lebensmitteln und über die Pflege der Erde zu vergrößern. An Aktionstagen sind helfende Hände über die Angestellten hinaus stets willkommen, aber keine Verpflichtung.

Wir als Kirchengemeinde unterstützen diese Initiative, da sie beispielhaft einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leistet.

In Deutschland gibt es bereits über 400 Solidarische Landwirtschaften. Im Januar 2023 hat sich auf Initiative von Hospizseelsorger Edgar Terhorst und Gemeindereferent Janfelix Müller in Zusammenarbeit mit Landwirtin Katrin Westermann eine Solidarische Landwirtschaft in Unna gegründet. Verortet ist sie in Mühlhausen am Hof von Katrin Westermann. Im Jahr 2024 ist die solidarische von 30 ganzen Ernteanteilen auf 60 ganze Ernteanteile gewachsen. Ein ganzer Ernteanteil entspricht eine Gemüsekiste von ca.  2,5 bis 3,5kg je nach Jahreszeit. Hinter den 60 Gemüsekisten stehen ca. 150 Personen, die sie verbrauchen.

Jeden vierten Dienstag im Monat findet eine Versammlung der Ernteteilerinnen und Ernteteilern statt. Hier werden aktuelle Themen besprochen und Abstimmungen geführt. In den Sommermonaten (April bis September) sind die Treffen von 18:30 Uhr bis 20:30 Uhr auf Hof Westermann. In den Wintermonaten (Oktober bis März) im Katharinentreff, dem Gemeindehaus der Pfarrei, Katharinenplatz 1 um 19:30 Uhr.

Interessierte können entweder zur Gemüseausgabe freitags zwischen 17:00 und 20:00 Uhr oder samstags zwischen 9:00 und 12:00 Uhr am Hof, Mühlhausener Dorfstr. 6, vorbeikommen und sich informieren oder dienstags eine halbe Stunde vor den Versammlungen.  

Wer im kommenden Jahr mitmachen möchte, müsste sich bis zur Bieterrunde am Dienstag, 29.10.2024 im Katharinentreff entscheiden. Weitere Informationen gibt es bei: Katrin Westermann (Dipl. Agr. Ing.), Tel.: 02952 / 902857, E-Mail: info@westermann-imkerei.de und Janfelix Müller (Dipl. Rel.-Päd.), Tel.: 02303/9427240, E-Mail: janfelix.mueller@kirche-unna.de

 

Leitbild Solawi

 

 

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