
Reisebericht vom Weltjugendtag in Panama
Die drei Wochen, die wir in Mittelamerika für den Weltjugendtag unterwegs waren, waren für uns alle sehr prägend. Wir durften sehr viel erleben und unterschiedlichste Eindrücke mit nach Hause nehmen.
Los ging es am Sonntag, den 13. Januar früh morgens um 5:30 Uhr mit dem Bus zum Frankfurter Flughafen. Im Bus trafen wir bereits auf eine Gruppe aus Paderborn und Dortmund. Alle Pilger aus dem Erzbistum Paderborn wurden auf drei Flüge Richtung Costa Rica aufgeteilt. Insgesamt waren aus dem Erzbistum 120 junge Menschen dabei. Der Hinflug mit Zwischenstation in Amsterdam verlief problemlos, so dass wir am Sonntagabend (costa-ricanischer Zeit) in der Hauptstadt San José ankamen.
Wir waren eine Woche in Costa Rica, da es Kontakte gab zwischen dem Diözesanverband der Kolpingjugend und einer costa-ricanischen Kolpingsfamilie. Nach einer Nacht in San José, verbrachten wir die ersten drei Tage in einem Hotel am pazifischen Ozean. Hier konnten wir uns entspannt an das Klima gewöhnen. Deutschland hatten wir bei 5 Grad verlassen und kamen bei 27 Grad in Jacó an. Die Akklimatisierung tat gut. Zusammen mit den anderen Gruppen aus dem Erzbistum feierten wir in den Tagen Messen, lernten uns kennen und genossen die Schönheit der Natur. Täglich begrüßte uns ein Pärchen von rot-bunten Aras und Leguane liefen am Pool vorbei. Einen Tag besuchten wir den Nationalpark Manuel Antonio. Dieser Nationalpark besaß wunderschöne Strände mit weißem, feinem Sand und türkisblauem Meer. Wir konnten Zeuge werden, die Waschbärenbanden über die Essenvorräte der Strandbesucher herfielen und Kapuzineräffchen den Besuchern kleine Kunststücke vorführten. Am vierten Tag ging es dann für uns weiter Richtung San Isidro de el General, einer ca. 45.000 Einwohnergroßen Bistumsstadt. Auf dem Weg dorthin durften wir eine Gemeinde kennenlernen, in der eine Kolpingsfamilie aktiv war. Die Kolpingsfamilie half vor Ort Menschen eine Existenzgrundlage aufzubauen, wie z.B. Land zu kaufen und Kaffeeplantagen zu bewirtschaften. Eine kleine Gruppe durfte eine Kaffeeplantage besuchen. Die anderen wurden in der Zeit mit folkloristischen Tänzen unterhalten. Zum Mittagessen gab es die typische Landesspeise Tamal, bei dem Hühnchen mit Gemüse in einer Maismasse, eingewickelt in einem Bananenblatt gekocht und gegrillt wurde. Gestärkt durch diese Speise ging es dann nach San Isidro, um dort die nächsten vier Tage in Gastfamilien zu bleiben.
Bei der Ankunft erlebten wir einen riesigen Freudenjubel. Die Jugendlichen, die uns erwarteten, tanzten, sangen und klatschten, was das Zeug hielt. Wir bekamen alle ein Gastgeschenk bestehend aus einem Beutel, einem T-Shirt und einem Button. Nachdem alle mit einem Gastgeschenk ausgestattet waren, fuhren wir zur Kathedrale. Hier erwartete uns ebenfalls ein furioser Empfang. Wir mussten unseren Koffer aus dem Bus nehmen und in der Kathedrale parken. So zogen wir mit unserem Gepäck unter ohrenbetäubendem Lärm von Rasseln, Vuvuzelas und Gesang in die Kirche ein. Nach einer lebendigen Messe mit Bischof Gabriel kam der spannende Moment der Gastfamilienzuweisung. Wir wurden immer zu zweit einer Gastfamilie zugeordnet. Die Gastfreundschaft, die wir dort erleben durften, war wirklich beeindruckend. Als Fremde wurden wir wie die eigenen Kinder aufgenommen. Zwei Tage gab es Programm für uns in der Paderborner Großgruppe. Wir fuhren dort z.B. in ein Ökologiepark oder hielten abends Anbetung. Diese Anbetung empfand ich persönlich als sehr beeindruckend. Der Priester lud irgendwann ein, sich ganz nah um die Monstranz zu versammeln, um nah bei Jesus Christus zu sein. Dann durfte jeder in einem Gebet verweilend die Monstranz berühren. Nach dem sakramentalen Segen erhoben sich alle. Die Monstranz wurde weggetragen und es brach tosender Applaus aus. Ein Applaus als Ausdruck des Dankes, dass Jesus Christus uns ganz nah gekommen ist.
Am Samstag gab es auf dem Platz vor der Kathedrale ein buntes Fest, wo wir das erste Mal auch auf Jugendliche anderer Nationen stießen, wie z.B. aus Mexico, Bolivien, Paraguay und Argentinien. Erste gemeinsame Gruppenfotos wurden geschossen und Souvenirs ausgetauscht. Wir hatten uns im Vorfeld mit vielen deutschen Fanartikeln eingedeckt. So ist es auf dem Weltjugendtag üblich, mit Jugendlichen anderer Nationen Armbänder, Ketten, Schlüsselanhänger zu tauschen. Das Programm des letzten Abends durften die Familien für ihre Gäste individuell bestimmen. So erlebte jeder etwas anderes. Die Bandbreite von Stierkampf bis Rosenkrangebet war weit gefächert. Am Sonntag feierten wir eine Messe mit Bischof Gabriel. Danach hieß es, sich von seiner Gastfamilie zu verabschieden. Trotz der kurzen Zeit, die man miteinander verbringen durfte, hatte man sich gegenseitig ins Herz geschlossen. Man konnte vieler Orts beobachten, dass Tränen flossen.
Wir fuhren mit den Bussen Richtung Panama. An der Grenze angekommen, mussten wir sie zu Fuß überqueren. Dies lief problemlos. Das panamaische Fernsehen berichtete live von der Grenze. Wir bekamen als Einreisestempel lediglich „JMJ 2019“ in unseren Pass. Das ist die Abkürzung für „Jornada Mundial de la Juventud 2019“ und heißt „Weltjugendtag 2019“. Hinter der Grenze mussten wir dann in andere Busse steigen, um weiter zu fahren. Montagsmorgens kamen wir in Panamastadt an. Dort fuhren wir zunächst zur Universität, um uns als Pilger zu registrieren. In der Zwischenzeit wurden wir von der Steuerungsgruppe des Erzbistums informiert, dass wir nicht wie ursprünglich geplant in das Hostel einziehen werden können. Es sollte neu gebaut werden, wurde aber nicht rechtzeitig fertig. Aber die Steuerungsgruppe hatte einen Plan B erarbeitet. Somit musste die Hälfte der diözesanen Gruppe in das ehemalige Hostel, welches kurzfristig wiederbelebt werden musste und der andere Teil der Gruppe kam in eine Pfarrei. Unserer Unnaer Gruppe wurde zu der Pfarrei gebracht. Bis kurz vor unserer Ankunft wussten wir aber nicht, ob wir einer Turnhalle, Schule oder bei Gastfamilien untergebracht sein würden. Es wurde dann für alle Gastfamilien. Damit hatten wir gegenüber der Gruppe, die im Hostel war, das bessere Los gezogen. Im Hostel mussten sie recht eng nebeneinander, teilweise ohne Klimaanlage bei wenig Sanitäranlagen wohnen. Die Gastfamilien waren auch diesmal wieder sehr herzlich und versuchten uns unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Da wir aber jeden Tag von morgens bis abends unterwegs waren, gab es nicht allzu viel Gelegenheit, sich näher kennenzulernen.
Am Montagabend gab es in der Pfarrei eine Willkommensmesse mit einer beeindruckenden Gabenprozession, bei der die Gaben von Frauen und Männern in traditioneller Kleidung bei afro-amerikanischen Rhythmen zum Altar getanzt wurden. Der Dienstag stand zur freien Verfügung, wo viele nutzten die schöne Altstadt von Panamacity zu besichtigen. Am Mittwoch- und Donnerstagvormittag gab es Katechesen und Messen gehalten von deutschen Bischöfen. Die Katechese am Donnerstag wurde vom Erzbistum Paderborn gestaltet, bei der ein Teil unserer Gruppe sich besonders im Dienst als Messdiener hervortat. Am Mittwochabend wurde der Weltjugendtag offiziell durch den Erzbischof von Panamastadt eröffnet. Der Gottesdienst fand statt an der Cinta Costera, einem breiten Straßenstreifen zwischen Bankenviertel und Küste. Hier konnte man das erste Mal auf die Hunderttausend anderen Jugendlichen aus der ganzen Welt treffen. Einige von uns nutzen die Gelegenheit zum regen Austausch. Abends galt es dann immer ein Restaurant zu suchen, welches ein Pilgermenü anbot. Oft versuchte ein Großteil unserer Unnaer Gruppe zusammenzubleiben. Manchmal war das aber auch schwierig, da nicht genügend freie Plätze vorhanden waren.
Am Donnerstag kam dann Papst Franziskus. Er wurde ebenfalls an der Cinta Costera empfangen. Wir versuchten möglichst nah an ihn heranzukommen, was aber schwierig war, da wir in Sektoren eingeteilt waren und der Papst nicht an jedem Sektor vorbeifuhr. Am Freitag beteten wir mit Papst Franziskus den Kreuzweg. Die einzelnen Stationen wurden von Tänzern in weißen Gewändern interpretiert. Spannend war die Frömmigkeit der jungen Menschen zu sehen, die alle nur auf eine Leinwand schauten, aber sich ganz nah am Geschehen fühlten. Vieles wurde nur auf Spanisch gesprochen. Wir versuchten mit Radio eine deutsche Übersetzung zu bekommen, die es aber nicht gab. So blieb denjenigen ohne Spanischkenntnisse nur die englische Übersetzung.
Die Tage waren geprägt durch sein sehr fröhliches und friedliches Miteinander. Auch wenn jeder stolz seine Nationalflagge in den Wind hielt, waren doch alle freundlich und offen im Glauben miteinander verbunden. Dieses Band schien stärker zu sein als Ländergrenzen. Am Samstag ging es dann für uns Richtung Abschlussgelände „Johannes Paul II“, etwas außerhalb der Stadt. Wir entschieden uns früh aufzubrechen, um so der Wanderung in der Mittagshitze zu entgehen. Wir versuchten so nah wie möglich mit dem Bus an das Gelände heranzukommen. Die gelang uns recht gut. Wir hatten nur noch fünf Kilometer zurückzulegen. Wir holten an Essensausgaben unser Lunchpaket ab und machten uns dann auf dem Weg zum Feld. Dort angekommen erlebte ich zum ersten Mal, dass auch wirklich die Eintrittstickets kontrolliert wurden. Wir hatten das Glück in einem Sektor relativ nah an der Bühne zu haben, wobei sie von uns immer noch mehrere hundert Meter entfernt war. Da wir früh da waren, war noch viel Platz und wir breiteten unsere Isomatten und Schlafsäcke weiträumig aus, damit auch nachfolgende Gruppen aus unserem Bistum noch in unserer Nähe einen Platz finden konnten. Da auf dem Gelände kein Schatten war, versuchten wir uns mit reichlich Sonnencreme, Hüten und Regenschirmen vor der sengenden Hitze zu schützen. Ab Sonnenuntergang gegen 18.00 Uhr wurde es erträglicher. Nun begann auch die Vigil. Von der Ansprache des Papstes ist mir vor allem in Erinnerung geblieben, dass die Jugend nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart der Kirche und der Welt sei und sie sich einmischen solle in die Gesellschaft. Nach der besinnlichen Vigil traten noch einige christliche Pop-, Rock- und Rapkünstler auf. Ich fand es schön, wie ein Teil der Gruppe durch die Lieder animiert zusammenkam und den Abend bei gemeinsamen Feiern ausklingen ließ. Einige feierten bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen wurden wir im Punkt 6.00 Uhr jäh aus unseren Träumen gerissen. Das laute „Good morning everybody!“, welches unangekündigt durch die Boxen über das Gelände schallte, sorgte bei den meisten Pilgern für lautes Seufzen. Es waren immerhin noch Anderthalbstunden bis zum Start der Messe. Die Abschlussmesse wurde noch einmal feierlich begangen und der Papst bedankte sich bei den Jugendlichen für ihr Engagement im Glauben und ermutigte sie weiter zu machen. Sie sollten sich durch die Liebe zu Jesus Christus führen lassen. Zu Schluss der Messe verkündigte einer der Bischöfe den Ort des nächsten Weltjugendtages. Er hatte sich bei den Pilgern schon herumgesprochen. Es ist Lissabon. Müde aber glücklich machten wir uns auf den Heimweg zu unseren Gastfamilien, bei der wir eine letzte Nacht blieben.
Es war in Panamacity sehr auffällig, wie stolz die Menschen waren, dass der Papst sich Panama als Austragungsland für den Weltjugendtag ausgesucht hatte. An vielen Geschäften hingen Plakate, die den Papst willkommen hießen. Das ganze Land schien im Weltjugendtagsfieber zu sein. Die Menschen grüßten freundlich aus den Häusern. Gefühlt jedes dritte Auto hupte uns zu und die Fahrer winkten uns fröhlich aus ihren Wagen. An vielen Autos wehten Weltjugendtagsfahnen. Diese in der Bevölkerung so breit verankerte Freude über den Besuch so vieler Pilger aus anderen Ländern hatte ich bisher noch nicht erlebt.
Am nächsten Morgen wurden wir von Bussen abgeholt, die uns mit der gesamten Paderborner Bistumsgruppe zum Panamakanal fuhren. Dort war der Besucherandrang allerdings so hoch, dass man kaum auf die Besichtigungsterrasse kam und auch nur kurze Zeit dort verweilen konnte. Nach diesem „Pflichtprogramm“ wurden wir dann in ein Hotel gefahren, in dem wir die letzten Tage verbrachten. Wir durften noch drei tolle Tage erfahren. Wir fuhren für zwei Tage zum Camino Real, dem ehemaligen Handelsweg zwischen karibischem Meer und pazifischem Ozean, bevor der Panamakanal gebaut wurde. Ein Österreicher hatte vor zehn Jahren diesen inzwischen durch Regenwald zugewachsenen Weg wieder erschlossen. Wir fuhren dafür in den Chagres Nationalpark zu einem Dorf, in dem wir auch übernachteten. Das Dorf war allerdings nur mit Booten zu erreichen. So wurden wir in Einbaumbooten bei einer halben Stunde Bootsfahrt zu dem Dorf gebracht. Aus dem Großstadtdschungel in den natürlichen Dschungel zu kommen war eine wohltuende Abwechslung. Im Dorf lebten die Menschen meist in Palmenhäusern, ohne Strom. Nach einer Wanderung auf dem Camino Real, wurden für uns Folkloretänze vorgeführt, bei dem einige unserer Gruppe auch eingeladen wurden, mitzutanzen. Der Nachmittag wurde mit Baden im See verbracht und zum Abendessen gab es leckeren frisch frittierten Fisch. Am nächsten Morgen gab es verschiedene Angebote, wie die heimische Landwirtschaft kennenzulernen, eine Wanderung zu einem Wasserfall zu machen und zum Fischen zu fahren. Jeder, der von seiner Kleingruppe wiederkam erzählte ganz angefüllt von seinen Erlebnissen. Am Nachmittag ging es in den Einbaumbooten zurück in die Zivilisation.
Am nächsten Tag ging es dann früh um 5.30 Uhr los in Geländewagen zum autonomen Gebiet Kuna Yala. Dort lebt das indigene Volk der Kuna, die sich weltweit einzigartig ein selbstverwaltetes Gebiet erkämpft haben und so ihre Kultur und Sprache seit Jahrhunderten bewahren konnten. Die meisten von ihnen leben auf 40 von etwa 360 Inseln im karibischen Meer. Die Fahrt dorthin war etwas abenteuerlich. Es ging die Berge rauf und runter, bevor man an der karibischen Küste ankam. Die erste Erheiterung war die Fahrt mit den Booten zu den Inseln. Wir wurde teilweise durch das Spritzwasser sehr nass. Wir fuhren eine Insel an, auf der die Menschen noch traditionelle Häuser aus Palmblättern bauen. Hier boten die Frauen ihre typischen Molas an, Tücher mit leuchtend, bunten Motiven gestickt. Weiter ging es zu einer Insel, auf der wir den weißen, feinen Sand bewundern durften. Es blieb ein wenig Zeit zum Baden, denn ist ging danach auf einer Sandbank, bei der man Seesterne bewundern konnte. Danach wurde nochmals eine Insel zum Baden angefahren. Leider war das Wetter stark bewölkt, so dass das Meer sehr grau wirkte. Erst zum Ende hin klarte es etwas auf und da, wo die Sonne schien, strahlte das Meer türkis-blau, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Leider konnte man erleben, dass der Klimawandel auch nicht vor dieser schönen Kulisse Halt macht. Vor den Inseln befanden sich viele tote Korallen. Einige bunte Fische konnte man beim Schnorcheln noch entdecken, aber vieles war schon abgestorben. Mit diesen Eindrücken ging es am Nachmittag wieder zurück nach Panamacity, wo wir den letzten Abend zusammen essen gingen.
Am letzten Tag hatten wir den Vormittag noch Zeit, letzte Besorgungen zu machen und Souvenirs einzukaufen, ehe uns am Nachmittag der Bus zum Flughafen abholte. Es ging zunächst nach Paris, wo wir noch acht Stunden Aufenthalt hatten. Aus Sorge den Weiterflug zu verpassen verbrachten wir den Tag am Flughafen. In Frankfurt warteten wir noch auf eine andere Gruppe, die über Madrid geflogen war und setzten gemeinsam unsere Heimfahrt in einem Reisebus gen Unna an. Um 02.30 Uhr bog der Bus am Sonntag, 3. Februar auf den Parkplatz vor der Eissporthalle ein und alle wurden fröhlich von ihren Familien empfangen. Es waren insgesamt eindrucksvolle drei Wochen, die man nicht so schnell wieder vergisst. Sie werden das Leben jedes einzelnen prägen und im Herzen bewahrt bleiben.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen, die im Gebet mit uns verbunden waren und uns durch ihre Spende diese Zeit ermöglicht haben.